Anstatt sich in Wien endlich zu integrieren und österreichische Werte und Gepflogenheiten anzunehmen, plant eine türkische Gruppe, dem Vernehmen nach mit Unterstützung der Erdogan-Partei AKP, bei der Wahl am 11. Oktober mit einer eigenen Liste anzutreten. Das ist ein schäbiger Missbrauch unsrer Gastfreundschaft. In der Türkei wäre so ein Vorgehen undenkbar, aber hier kann man sich offenbar alles erlauben.
Rund 500 Millionen Euro war es der SPÖ im vergangenen Jahrzehnt wert, türkische Vereine zu Sponsoren - natürlich immer die kommenden Wien-Wahlen im Hinterkopf! Gebracht hat dieser Freundschaftsdienst auf Kosten der Steuerzahler jedoch nichts, lässt sich die türkische Community offenbar nicht kaufen und möchte nun mit einer eignen Liste antreten.
Die Warnungen der FPÖ, es hätten sich in Wien längst Parallelgesellschaften entwickelt, wurden von Seiten der SPÖ immer nur als Hetze abgetan. Nun sehen sich die Roten allerdings nicht nur mit einem wohl dramatischen Wählerschwund konfrontiert sondern stehen zudem vor dem Scherbenhaufen ihrer komplett verpatzten Integrationspolitik.
Die leicht satirische Perspektive für die Genossen ist eine düstere: Wenn die türkischen Regimenter der SPÖ am 11. Oktober mit einer eigenen Liste kandidieren und so am 1. Mai 2016 auch auf Grund einer Erdogan-Rede im Karl-Marx-Hof vor 30.000 Besuchern ausfallen, kann der traditionelle SPÖ-Aufmarsch entweder abgeblasen oder aber in deutlich abgespeckter Form einmal rund um den Verteilerkreis führen. Mit den letzten 10.000 Getreuen kann dieser zwar eher schlecht als recht gefüllt werden und auch in der Generali-Arena wird man bei der Schlusskundgebung mit der Öffnung von drei Tribünen auskommen, aber what shells. Wenn die abtrünnig werdenden SPÖ-Türken nicht doch noch mit massiv erhöhten Subventionen für ihre Vereine bei der Stange gehalten werden, können die Muatterln am 1. Mai 2016 am Rathausplatz ungestört Tauben füttern.
